Dreieinhalb Jahre, und der Tacho springt von der 9.999 auf die 10.000 Kilometer. Egal ob Sonne, Regen oder Schnee, Asphalt oder Schotter, unbeladen oder am Zuladungslimit, das Omnium hat einiges mitgemacht. Die dritte Kette, diverse Bremsbeläge, ein paar Speichen am Hinterrad und ein neues Vorderrad, so die Reparatur-Bilanz. Nicht schlecht für die harten Kilometer. Aber eine Generalüberholung ist jetzt fällig, die Bremsen haben einen Belagsdefekt mit massiver Überhitzung quittiert, die immer noch erste Kassette verträgt sich mit der Kette nicht mehr, der Schaltzug läuft schwer und auch der Lack zeigt die ein oder andere Gebrauchsspur.
Also wird einmal komplett zerlegt, geputzt, lackiert, erneuert, und aufgerüstet. Mit XT-4-Kolbenbremsen und 200er Trickstuff HD Scheiben steigt auch die Bremsleistung, die Schaltung läuft mit neuen Zügen wieder richtig gut, und die neuen Laufräder mit DT Swiss Naben (eingespeicht von Whizz Wheels) sollten für die nächsten 10.000 problemlos laufen. Die alten Laufräder bekommen für den Winter Spikes, und so bin ich wieder gerüstet. Das geniale Rücklicht von Supernova wird durch die Version mit Bremslicht ersetzt, sicher ist sicher.
Als optisches Highlight ersetzt ein schwarzes Billboard mit goldener Schrift das bisherige aus Holz. Edel 🙂
Für den Ganzjahreseinsatz braucht mein Omnium vernünftiges Licht, die Lösung mit „Stecklichtern“ ist für den spontanen Einsatz nicht ideal. Und da als E-Bike genügend Akku-Kapazität mit an Bord ist, soll eine fest verbaute Supernova Anlage ans Rad. Lösungen, wie Leuchten am Omnium angebracht werden, gibt es im Netz einige. Aber keine, die ich so richtig überzeugend finde. Starre Lösungen am Rack scheiden aus, und auch der Lenker ist mir zu exponiert und wird oft genug von der Last verdeckt. Bleibt die Gabel. Ein selbst konstruierter und 3D-gedruckter Halter auf dem Schutzblech mit zusätzlichen Streben zum Ausfallende ergibt eine vibrationsfreie und mitlenkende Befestigung, die sich bisher auf viele Kilometern bewährt hat.
Alles, was auf Rädern fährt, hat mich schon immer fasziniert. Matchbox-Autos im Sandkasten, Lego Technik, RC-Modellbau. Vielleicht liegt es am Sandkasten, aber irgendwie waren es nie die auf High-Speed gezüchteten Rennfahrzeuge für die Straße, sondern geländegängige Fahrzeuge mit dicken Knubbelreifen und viel Bodenfreiheit. Irgendwann waren dann die Fahrzeuge groß genug, dass ich selber fahren konnte. Lange vor dem Durchbruch der Mountainbikes war ich mit auf Geländeeinsatz getrimmten Rennsporträdern unterwegs, und 1986 kam dann eines der ersten in Deutschland erhältlichen MTBs. Und der Führerschein. Auch da setzt sich das Faible für Stollenreifen fort: Allradantrieb, viel Bodenfreiheit und diverse Umbauten, um in Trial-Wettbewerben weiter zu kommen als die Wettbewerber.
Doch während ich aus Matchbox -Autos, Lego Technik und RC-Modellbau irgendwann rausgewachsen bin, begleiten mich Fahrräder und Autos weiterhin. Die letzten Jahrzehnte war das Radfahren Hobby für mich, und bisweilen auch das schwarze Loch, in dem ein nicht ganz unerheblicher Anteil der sauer verdienten Kohle verschwand.
Und die habe ich die letzten 26 Jahre „beim Daimler“ mit dem Entwickeln von Autos verdient. Auf der Suche nach immer neuen Leichtbaukonzepten für die Karosserie, dann in Sachen Fußgängerschutz zur Sicherheit von Passanten, in der Funktionsabsicherung für bessere und haltbarere Karosserien und bei der Elektrifizierung der Flotte, und zuletzt bei der Digitalisierung der Produktionsplanung. Als Konstrukteur, Berechner, Versuchsingenieur, Digitalisierer, Projekt- und Teamleiter. Spannende Aufgaben an einem extrem komplexen Produkt, mit vielen unheimlich motivierten Kollegen. Der Mercedes-Slogan „Das Beste oder Nichts“ hat auch meine Arbeit bestimmt.
Im Corona-Jahr 2020 dann viel Zeit zum Nachdenken. Private Veränderungen, neue Herausforderungen und zusätzliche Aufgaben; Kinder, die auf eigenen Beinen stehen. Und Anfang 2021 der Entschluss, neue Wege zu gehen und meinen Job zu kündigen. Ein merkwürdiges Gefühl nach 26 Jahren, danke an alle, die mich in der Zeit begleitet haben!
Seit Oktober 2021 dann ein völlig neuer Job: Als Berater bei LadeHero CargoBikes mache ich mein Hobby zum Beruf und versuche, jedem Kunden das Rad anzubieten, das seinen Bedürfnissen ideal entspricht. Eine nicht minder spannende Aufgabe, so unterschiedlich die Menschen und ihre Wünsche sind, so unterschiedlich sind die Lösungsmöglichkeiten. Und das im direkten Kundenkontakt herauszufinden, macht unheimlich viel Spaß.
Auch wenn das Rad nicht den privaten PKW vollständig ersetzen kann und schon gar nicht den Gütertransport, kann es seinen Teil zur Mobilitätswende und zu einer lebenswerteren Zukunft beitragen. Das muss man einfach ausprobieren, und selbst erfahren.
Das treibt mich an!
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