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9.999km Cargobike

Dreieinhalb Jahre, und der Tacho springt von der 9.999 auf die 10.000 Kilometer. Egal ob Sonne, Regen oder Schnee, Asphalt oder Schotter, unbeladen oder am Zuladungslimit, das Omnium hat einiges mitgemacht. Die dritte Kette, diverse Bremsbeläge, ein paar Speichen am Hinterrad und ein neues Vorderrad, so die Reparatur-Bilanz. Nicht schlecht für die harten Kilometer. Aber eine Generalüberholung ist jetzt fällig, die Bremsen haben einen Belagsdefekt mit massiver Überhitzung quittiert, die immer noch erste Kassette verträgt sich mit der Kette nicht mehr, der Schaltzug läuft schwer und auch der Lack zeigt die ein oder andere Gebrauchsspur.

Also wird einmal komplett zerlegt, geputzt, lackiert, erneuert, und aufgerüstet. Mit XT-4-Kolbenbremsen und 200er Trickstuff HD Scheiben steigt auch die Bremsleistung, die Schaltung läuft mit neuen Zügen wieder richtig gut, und die neuen Laufräder mit DT Swiss Naben (eingespeicht von Whizz Wheels) sollten für die nächsten 10.000 problemlos laufen. Die alten Laufräder bekommen für den Winter Spikes, und so bin ich wieder gerüstet. Das geniale Rücklicht von Supernova wird durch die Version mit Bremslicht ersetzt, sicher ist sicher.

Als optisches Highlight ersetzt ein schwarzes Billboard mit goldener Schrift das bisherige aus Holz. Edel 🙂

Rennsteig Cargobikepacking

Der Rennsteig, prämierter Weitwanderweg durch den Thüringer Wald, ist nicht nur unter Wanderern beliebt, sondern übt auch auf Mountain- und Gravelbiker eine große Faszination aus. Seitdem meine Tochter in der Nähe von Eisenach wohnt, steht er auch bei mir auf der Bucket List. Als sich im Anschluss an einen Wochenend-Besuch bei Ihr ein Zeitfenster von 10 Tagen auftut, steht der Plan: Per Rad über den Rennsteig, und dann irgendwie weiter nach Stuttgart. Mit Frankenweg, Teilen der Rockstar Bikepacking Franconia, und einer automatisch von Brouter als Trekkingrad-Route geplanten Strecke ergibt sich eine 700km lange Route durch die 3 Bundesländer Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg.

Impressionen

Die 3 Streckencharakter

3-geteilt ist auch die Strecke: Die Wanderwege Rennsteig und Frankenweg verlangen eigentlich nach Federung und groben Stollenreifen, die Bikepacking Franconia nach einem Gravelbike, und ab Nürnberg wäre ein Rennrad nicht verkehrt. Mein Kompromiss: mein Omnium ShorTi Lastenrad. Ob das funktioniert?

Teil 1: Wild

Der Original Rennsteig Wanderweg startet zwar entspannt mit einem langen Anstieg auf Schotter, entpuppt sich allen Recherchen zum Trotz aber im weiteren Verlauf als fahrtechnisch ganz schön heftig.  Zumindest, wenn man mit einem Lastenrad und Outdoor-Equipment unterwegs ist. Kilometerlange Pfade gespickt mit Fichten-Wurzeln, dann wieder schmale Hohlwege die eher an ein steiniges Bachbett erinnern. Nicht alles ist mit dem Lastenrad für mich fahrend machbar, auch wenn der lange Radstand und die Lenkübersetzung auf den groben Anstiegen für einen erstaunlich guten Geradeauslauf und gute Steigfähigkeit sorgen. Der Rennsteig-Radweg würde die heftigsten Stellen zwar umfahren, umgeht aber auch einige Gipfel und so ziehe ich die Wander-Route durch, manchmal schiebend, fluchend und wider besseres Wissen. Aber irgendwann dominiert der Ehrgeiz, das „Original“ bis zum Ende des Rennsteigs zu fahren (zugegeben, bis auf ein paar wenige Tragepassagen, für die ich eine Umfahrung finde). Und so sitze ich dann am dritten Tag zum Mittagessen im Rennsteighaus in Blankenstein, und lasse stolz die letzten zweieinhalb Tage und 170km Rennsteig Revue passieren.
Die nächsten 50km auf dem Frankenweg sind eine Unbekannte, für die kurze „Transfer-Etappe“  hatte ich nicht groß recherchiert. Sie entpuppen sich aber ähnlich anspruchsvoll wie der Rennsteig, und ähneln sich auch vom Untergrund und der Wegebeschaffenheit. Hier kommt als zusätzliche Herausforderung hinzu, dass dem Frankenweg der „Muss ich machen“ Faktor fehlt und viel weniger Leute unterwegs sind. Daher ist der Zustand der Wege noch etwas „ursprünglicher“, der Schwabe in mir würde sagen „ungepflegt“, was dem Flow nicht gerade gut tut. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit  im mittleren einstelligen Bereich ist Hinweis genug auf den Anspruch der Strecke. So fiebere ich Reichenbach entgegen, wo ich auf die Route des Rockstar Bikepacking Franconia wechsle.

Teil2: Zügig

Auf der Route des Selbstversorger Gravel-Events erhoffe ich mir zügigeres Vorankommen abseits des Verkehrs, und weniger Schiebepassagen. Die 750km lange Route führt kreuz und quer durch Franken, eine der vielen Schleifen führt mich von Reichenbach über 210km grob Richtung Süden bis nach Nürnberg. Und die Hoffnung bestätigt sich, es geht zwar weiterhin ganz ordentlich bergauf und bergab, aber der Untergrund wird zahmer, viele Schotterstrecken und gelegentliche Asphalt-Passagen machen das Vorankommen einfacher, die Tagesetappen werden länger, das Durchschnittstempo steigt.  Hier fühlt sich auch das Omnium mehr zu Hause, als auf den verblockten Trails von Rennsteig und Frankenweg. Die 1×12 Übersetzung ist an den steilsten Anstiegen  mit dem beladenen Rad zwar manchmal grenzwertig, aber mal ein paar Meter Schieben ist auch nicht schlecht zum Entlasten des Sitzfleisches.

Teil3: Zahm

Die Strecke von Nürnberg nach Hause habe ich ja schon mehrfach  auf unterschiedlichen Routen gefahren, diesmal vertraue ich auf eine automatisch in Brouter geplante Route in der Trekkingrad-Variante. Asphaltierte Radwege, teils auf schönen Radwander-Routen abseits vom Verkehr, teils entlang von Straßen, sind jetzt dominierend. Gelegentliche Abschnitte auf Schotter bringen etwas Abwechslung, dramatische Steigungen bleiben aus. Die großen Radwanderwege Altmühl, Jagst und Kocher kreuze ich nur, bis es hinter Aalen dann auf den Remstal-Radweg geht. Nach der Übernachtung am Altmühlsee bin ich nach 90km schon mittags in Aalen, und weil es gerade so gut läuft, lege ich Kilometer um Kilometer zurück, irgendwann lohnt eine weitere Übernachtung dann auch nicht mehr. So komme ich nach 180 Tageskilometern abends schon in Stuttgart an. 7 Tage, 700km, und um viele Erlebnisse reicher.

Und die Bestätigung, dass das Omnium für solche Unternehmen nicht immer perfekt, aber extrem vielseitig ist.

Verpflegung auf dem Rennsteig

Womit ich nicht gerechnet habe: Die Herausforderung, Essen oder Wasservorräte zu bekommen. Der Rennsteig umgeht sehr konsequent jede Ansiedlung und sucht die einsamen Stellen im Thüringer Wald. Und die Infrastruktur am Wegesrand ist für einen Premium-Wanderweg unerwartet dürftig. Cafés, Wanderheime? Mangelware. Selbst Friedhöfe, sonst Garant für die Wasserversorgung, werden umfahren. Am ersten Tag  komme ich nach 35km an die Hohe Sonne und hoffe auf ein Stück Kuchen. Die muss ich aber begraben, Montags ist Ruhetag. Das bekomme ich erst nach 50km (und einem kleinen Umweg) im Waldhotel Rennsteighof. Eigentlich noch viel zu früh, aber nach weiteren 10km heizt der Imbiss auf dem großen Inselsberg für mich nochmal die Glut an, ich bekomme eine Thüringer Rostbratwurst und gekühlte Getränke. Die Wurst muss dann auch als Abendessen herhalten,  weil bis zur Übernachtung  an der Schutzhütte Wachsenrasen nach 75km gibt es nichts mehr.

Auch am nächsten Morgen ist schmale Kost angesagt. Ich spekuliere auf die Thüringer Hütte beim Wintersportzentrum Oberhof. Aber ich bin eine Stunde vor Öffnung schon da und fahre weiter, nächste Chance: Die Schmücke, aber auch hier bleibe ich hungrig, Essen gibt es erst eine Stunde später. Zumindest einen Kaffee bekomme ich, und eine Cola gibt Energie für die nächsten Kilometer.  13:00 wird es dann, bis ich in Neustadt, einem der wenigen Orte auf dem Rennsteig, ein Hotel finde. Und nach einem Kuchen ist die Welt wieder in Ordnung. Zumal ich im Supermarkt noch Getränke und ein paar Brötchen als Notration bekomme. Die brauche ich erstmal aber nicht,  abends gibt es in Neuhaus einen lecker Döner. Vollgefr… und mit etwas unrundem Tritt geht es dann noch weiter, bis ich um 19:00 eine tolle Übernachtung an der Laubeshütte finde.

Die Brötchen gibt es dann als Frühstück am dritten Tag, die Aussicht vom Frankenblick ersetzt den Aufstrich. Als ich dann nach gut 15km in Steinbach an einem Bäcker vorbei fahre, locken Kuchen und ein Kaffee zum zweiten Frühstück. Wer weiß, wann ich wieder was finde. Doch die Durststrecke scheint zu Ende als ich gegen Mittag schon in Blankenstein am Ende des Rennsteigs angekommen bin. Ich gönne mir im Rennsteighaus ein Mittagessen, und bin damit für die ersten Kilometer auf dem  Frankenweg erstmal versorgt. Und abends sitze ich wegen Gewitterwarnung in Schwarzenstein im Hotel am Tisch und lasse es mir schmecken.

Fazit:

Wer also wie ich nicht die kompletten Koch-Utensilien mitnehmen will, und auf lokale Angebote setzt, tut gut daran mit einem Vorrat an Riegeln oder anderen Energielieferanten längere Durststrecken zu überbrücken. Und eine gewisse Flexibilität hinsichtlich Zeitpunkt der Mahlzeit (Frühstück gegen Mittag), Ort (der ein oder andere Umweg gibt mehr Möglichkeiten) oder Qualität (Trockene Brötchen vom Vortag) hilft auch.

Foto-Tagebuch

2024-08-05, Montag

Gerstungen – Hörschel (Rennsteigbeginn) – Hohe Sonne – Wachsenrasen (Schutzhütte)
79,7km, 8h40 unterwegs, 6,87km/h Durchschnitt, 1840HM

2024-08-06, Dienstag

Wachsenrasen – Wintersportzentrum Oberhof – Schmücke – Frauenwald – Neustadt am Rennsteig – Masserberg – Neuhaus am Rennsteig – Laubeshütte (Schutzhütte)
71,1km, 7h55 unterwegs, 6,48km/h Durchschnitt, 1290HM

2024-08-07, Mittwoch

Laubeshütte – Spechtsbrunn – Steinbach am Wald – Brennersgrün – Schlegel bei Lobenstein – Blankenstein (Rennsteigende) – Marxgrün – Naila – Schwarzenbach – Schwarzenstein (Hotel)
76,3km, 6h30 unterwegs, 11,78km/h Durchschnitt, 1020HM

2024-08-08, Donnerstag

Schwarzenstein – Schwarzenbach – Reichenbach (Start Franconia DIY) – Premeusel – Stadtsteinach – Marktleugast – Marienweiher – Wirsberg – Neuenmarkt – Waldau – Igelsreuth (Wildcamp)
100km, 8h05 unterwegs, 12,34km/h Durchschnitt, 1640HM

2024-08-09, Freitag

Igelsreuth – Langenstadt – Thurnau – Schirradorf – Wonnsees – Schönfeld – Truppach – Neubürg – Nankendorf – Waischenfeld – Behringersmühle – Ebermannstadt – Hetzelsdorf (Wildcamp)
97,3km, 8h00 unterwegs, 12,18km/h Durchschnitt, 1590HM

2024-08-10, Samstag

Hetzelsdorf – Igensdorf – Neunhof – Nürnberg – Schwabach – Untereschenbach – Altmühlsee (Camping)
110,3km, 7h00 unterwegs, 15,4km/h Durchschnitt, 875HM

2024-08-11, Sonntag

Altmühlsee – Ehingen – Wilburgstetten – Mönchsroth – Pfahlheim – Röhlingen – Bucher Stausee – Aalen – Schwäbisch Gmünd – Schorndorf – Fellbach – Stuttgart (eigenes Bett)
176,8km, 9h40 unterwegs, 18,29km/h Durchschnitt, 1230HM

n+1: Das Omnium ShorTi ist da

Mein Omnium E-Cargo WiFi ist seit fast zwei Jahren tägliches Arbeitstier und aktuell auch das meiner Räder, das am meisten Kilometer abspult.

Es gibt aber besondere Momente und Aufgaben, für die ich mir ein unmotorisiertes Lastenrad wünsche. Also das typische n+1 Problem aller Radbegeisterten.

Das „kurze“ Omnium Mini-Max in der Titan-Version hat es mir schon eine Weile angetan, und als Ende des Jahres ein Kunde ein Omnium bestellt, denke ich nicht lange über die Konsequenzen (vor allem über Finanzen und Abstellplatz und die fast philosophische Frage nach den Komponenten ) nach und bestelle gleich mit.

Mit potenten Bremsen und Laufrädern (mit Nabendynamo und USB-Charger), moderaten Gravel-Reifen und 12-fach Antrieb sowie ergonomischem Cockpit mit langen Inner Barends wird auch der Einsatzzweck definiert: Lange Touren auf und abseits vom Asphalt.

Stay tuned!

lastenrad-tuning.com – Die Katze lässt das Mausen nicht, und der Ingenieur nicht das Konstruieren

„Nichts im Leben ist so perfekt, dass man es nicht noch ein bisschen perfekter machen könnte.“

So beginnt der Einstieg auf meine neue Seite www.lastenrad-tuning.com.

Optimierungen und Anpassungen finden sich so auch an allen meinen Rädern.  Aber seitdem ich Lastenrad fahre, und noch mehr seitdem ich bei LadeHero CargoBikes Kund:innen beim Kauf berate, bekomme ich täglich die unterschiedlichsten Wünsche und Anforderungen der zukünftigen Fahrer:innen mit. Für einiges gibt es Lösungen ab Werk zu kaufen, für anderes im Nachrüstmarkt. Und für den Rest wird der Ingenieur in mir aktiv.

Dafür habe ich nun die Webseite www.lastenrad-tuning.com gestartet, und dort die ersten dieser Ideen und Realisierungen als Inspiration und zum Nachbauen veröffentlicht. Mit der Zeit werden es noch mehr werden, immer mal wieder reinschauen lohnt sich bestimmt!

Freue mich über Wünsche, Feedback, Berichte von Anwendungen und weiterführende Optimierungen. Weil: Nichts ist so perfekt, dass es nicht noch besser geht 😊.

Viel Spaß!