Wer Sonnen-Garantie will, plant im Oktober keine Radtour im Schwarzwald, Wetter-Überraschungen gehören da zum Programm. Auch landschaftlich super abwechslungsreich war die 3-Tagestour in den Schwarzwald gemeinsam mit meinem Onkel Uwe. Und für mich an vielen Stellen ein Deja Vu mit Orten, an denen ich schon die ein oder andere Tour zu Fuß oder auf dem Rad gemacht habe.
Montag, 21.10.2024
Ruhiges Herbstwetter. Enztal und Schwarzwaldhöhen
Der Blick auf die Wetter-Vorhersage die Tage vorher hilft nicht beim Packen, täglich wechselt die Prognose. Also müssen Klamotten für jedes Wetter mit. Aber mit herbstlich milden Temperaturen am ersten Tag geht es gut los. Vom Pforzheimer Bahnhof sind es nur ein paar Minuten bis runter an die Enz, und der Enzradweg leitet uns erstmal mitten durch die Außengastro eines Cafés direkt am Fluß. Dann begleiten uns noch eine Weile Wohngebiete und Industrie am Stadtrand, doch bald hat das ein Ende, mal im Wald, dann wieder kurze Stücke entlang der Straße , durch kleine Orte und an der Trasse der Enztalbahn geht es langsam entlang des Flusses aufwärts bis Bad Wildbad.
Nach einem kleinen Schlenker durch den Kurpark und an den pompösen Bädern vorbei (ein Besuch des Palais Thermal ist mit seiner Maurischen Architektur lohnenswert und der Sauna- und Badebereich eine Erholung für müde Radfahrende, aber dafür haben wir noch nicht genug geschafft heute) suchen wir uns einen Bäcker und sitzen bald im T-Shirt in der Sonne. Auch hier ist die Außengastro wieder spannend, sind es nicht die Radfahrer die hier zwischen den Tischen durchgeleitet werden, sondern die Enztalbahn, die in Griffweite an uns vorbei fährt. Wer hier seinen Kaffee trinkt tut gut daran, die Beine unter dem Tisch zu lassen.
Die Sommerbergbahn bringt uns schnell und ohne Anstrengung auf die Schwarzwaldhöhen, nach einem Blick hinunter auf Bad Wildbad tauchen wir ein in den Schwarzwald. Anfangs sind wir noch unter den Ausflüglern, die den Baumwipfelpfad und Kinderspielplatz erkunden, bald sind wir aber allein. Am Moor in Kaltenbronn schieben wir die Räder über den (als Radweg beschilderten) Holzbohlenpfad bis zum Wildsee und genießen bei blauem Himmel die Ruhe mit Blick auf den kleinen See.
Ganz so dunkel, wie man dem Schwarzwald nachsagt, war er bisher nicht. Stürme und Abholzungen haben den Wald etwas verjüngt, und zwischen den dunklen Nadelbäumen gibt es doch viel Licht und auch den ein oder anderen Laubbaum. Nach einer Pause am Hohlohturm fährt uns der Schreck in die Glieder: Beim Blick aufs Navi zieht es Uwes Rad in Richtung Straßengraben, sein Schwerpunkt hat andere Pläne. Außer geprellten Rippen und einem Riesen Schreck zum Glück keine größeren Schäden, so sind wir froh, bald unser Etappenziel in Besenfeld, direkt um die Ecke der Nagoldquelle, zu erreichen. Für den Badeteich ist es uns zu kalt, und statt der Blockhaus-Sauna gibt es erstmal eine verspätete Mittagspause auf den Schreck. Nach einem leckeren Abendessen, einer ruhigen Nacht und dem gemütlichen Frühstück sieht die Welt schon anders aus.
Dienstag, 22.10.2024
Regen und trüb. Dunkles Tal, 20km Straße und Nagold-Schleifen
Leider auch grau, es regnet. Mit Blick auf die Wetter-App starten wir erst nach einem verlängerten Frühstück und einer zweiten Tasse Kaffee, ziehen aber nach ein paar Metern direkt schon die Regenklamotten an. In das enge Tal der jungen Nagold fällt sowieso schon wenig Licht, und bei dem Regenwetter ist es noch dunkler. Am Stausee weitet sich das Tal und die nächsten 20km verläuft der Radweg direkt auf der Straße. Nachdem sich das Wetter nicht an das Regen-Radar hält, bei Dauerregen, so halten sich die Besichtigungspausen in Grenzen.Zum Glück sind die Temperaturenbei erträglich, und auf den vielen Nagold-Schleifen bis zur Mittagspause in Nagold trocknen sogar die Regenklamotten einigermaßen ab. Der Nachmittag bleibt trocken, aber trüb, und so gibt es den ein oder anderen Sightseeing-Abstecher.
Am Ziel in der Hesse-Stadt Calw genießen wir das trockene Wetter und einen kurzen Stadt-Spaziergang vor dem (leckeren) Abendessen.
Mittwoch, 23.10.2024
Nebel und Sonne. Mystische Ruinen, ruhige Flusslandschaften, Weinberge und Streuobstwiesen
Am Morgen: Nebel. Und kalt. Frühstück gibt es beim Bäcker um die Ecke, als wir dann um 9:00 starten, hat die Sonne noch keine Chance. Aber die Stimmung ist mystisch, als wir in den Ruinen des Klosters Hirsau stehen.
Auch auf dem Nagoldradweg bilden Nebel und Herbstlaub eine tolle Kulisse. Mit Rücksicht auf die Nachwirkungen des Sturzes vom ersten Tag und die vielen Höhenmeter auf der geplanten Strecke über Weil der Stadt direkt nach Stuttgart, ändern wir spontan unsere Route und bleiben bis Pforzheim im Nagoldtal, und dann weiter Enzabwärts.
Nach und nach lichtet sich der Nebel und die Sonne setzt sich durch, bis wir dann in Pforzheim von der Nagold an die Enz wechseln und erstmal einen Kaffee in der Sonne trinken. Das Enztal ist weit und wir freuen uns über die vielen Sonnenstrahlen. Kleine Ortschaften, Felder, Weinberge und Streuobstwiesen wechseln sich ab, bis wir unser Ziel in Vaihingen Enz erreichen.
Kurze Wartezeit an der Bahn, und bald sind wir in Stuttgart. Nachdem wir bisher noch kein Mittagessen hatten, steuern wir erstmal eine Pizzeria an, und dann geht es zwar noch sonnig, aber schon deutlich kühler, auf die letzten Höhenmeter nach Hause.
Rückblick
Es ist immer wieder faszinierend, wie viel man mit dem Rad in so kurzer Zeit erleben kann. So unterschiedliche Landschaften, Wetter, Stimmungen, Menschen, das funktioniert nur per Rad. Lieben Danke Uwe, dass wir das gemeinsam erleben können!